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In der Westminster Hall in London haben die ersten Trauernden am Sarg von Königin Elizabeth II. Abschied von der Monarchin genommen. Nach einer feierlichen Prozession vom Buckingham-Palast war der Sarg der Queen am Mittwoch im Sitz des britischen Parlaments aufgebahrt worden. Der neue König Charles III., seine Geschwister und seine beiden Söhne William und Harry führten den Trauerzug an, zehntausende Menschen säumten schweigend die Straßen.
Als sich der von sechs Pferden gezogene Wagen mit dem Sarg der Queen in Bewegung setzte, erklang die Glocke von Big Ben. Im Hyde Park wurden im Minutentakt Salutschüsse abgegeben. Der Sarg war mit der königlichen Standarte geschmückt, obenauf lagen ein Blumengesteck und die Königskrone. Um die Prozession nicht zu stören, schränkte der Flughafen Heathrow zeitweise sogar den Flugverkehr ein.
Charles III., seine Geschwister Anne, Andrew und Edward und seine Söhne gingen zu Fuß hinter dem Sarg her. Der Anblick von Thronfolger Prinz William und seinem Bruder Prinz Harry weckte Erinnerungen an den Tod von Prinzessin Diana vor 25 Jahren. Damals waren der 15-jährige William und der zwölfjährige Harry mit gesenkten Häuptern hinter dem Sarg ihrer bei einem Unfall gestorbenen Mutter hergeschritten.
In der im 12. Jahrhundert errichteten Westminster Hall, dem ältesten Gebäude des Parlamentssitzes Palace of Westminster, wurde der Sarg auf ein Podest gehoben. Nach einem kurzen Gottesdienst defilierten zuerst Parlamentsabgeordnete, darunter auch Premierministerin Liz Truss, an dem Sarg vorbei. Dann wurden die ersten Bürgerinnen und Bürger eingelassen. Viele Menschen blieben kurz stehen und verneigten sich oder knicksten vor dem Sarg. Andere bekreuzigten sich oder beteten. Manche Menschen weinten.
Die Warteschlange war am Mittwoch fünf Kilometer lang. Die ersten Menschen waren bereits am Montag ins Regierungsviertel gekommen, um sich einen guten Platz in der Schlange zu sichern. Einige waren mit Decken, Campingstühlen, Zelten und Regenponchos ausgerüstet. "Die Nacht war ziemlich feucht, kalt und feucht, aber ich habe einen kleinen Stuhl und einen großen Schirm", sagte der 52-jährige Dan Ford.
Auch der 85 Jahre alte Brian Flatman scheute die Mühe nicht. Nachdem er als Jugendlicher die Krönung der Queen knapp verpasst habe, werde er den Abschied von ihr nun "auf keinen Fall" versäumen, sagte er. "Ich war 16, wir kamen vor Mitternacht hier an, Hyde Park Corner, super Platz, aber plötzlich wurde ich krank", schilderte Flatman die verpasste Krönung.
Elizabeth II. war am Donnerstag vergangener Woche nach 70 Jahren auf dem britischen Thron im Alter von 96 Jahren in ihrer schottischen Residenz Balmoral gestorben. Nach mehreren Stationen in Schottland wurde der Sarg der Queen am Dienstagabend nach London in den Buckingham-Palast gebracht. Dort hat die Öffentlichkeit nun bis Montagmorgen die Möglichkeit, der Queen die letzte Ehre zu erweisen.
Die Regierung rechnet damit, dass zum Sarg der Queen deutlich mehr Menschen kommen als die 200.000, die 2002 von Queen Mum - der Mutter von Elizabeth II. - Abschied genommen hatten. Die Regierung riet den Wartenden, wetterfeste Kleidung zu tragen und eine mobile Ladestation für ihre Handys mitzubringen.
Die Trauerfeier für die Queen mit Staatsgästen aus aller Welt findet am Montag in der Westminister Abbey statt. Beigesetzt wird die Queen anschließend auf Schloss Windsor.
Mit dem Tod von Elizabeth II. und der Thronbesteigung von Charles III. beginnt eine neue Ära im Vereinigten Königreich. Am Mittwoch telefonierte Charles mit US-Präsident Joe Biden. Wie das Weiße Haus mitteilte, sprach Biden dem König sein Beileid zum Tod seiner Mutter aus und äußerte den Wunsch, die "enge Beziehung" zum britischen Königshaus fortzusetzen.
B.Krishnan--DT