DAX
111.3600
Eine chilenische Großmutter ist mit einem Online-Spiel unverhofft zu einer Berühmtheit in Gamer-Kreisen geworden. Als geschmeidige, Pistolen-schwingende Kriegerin im kurzen Kimono und mit zähnefletschender Maske metzelt die 81-Jährige mit dem Spielernamen "Mami Nena" im Spiel Free Fire ihre Gegner gnadenlos nieder. Im echten Leben ist María Elena Arévalo aus dem Dorf Llay-Llay im Herzen Chiles eine alte Dame mit Brille und Kittelschürze.
Ihr Enkel führte "Mami Nena" in die Welt des Online-Gamings ein, nachdem ihr Mann 2020 nach 56 Jahren Ehe gestorben war. "Ich wusste damals nicht mal, was eine Maus ist", lacht die 81-Jährige heute. Rasch habe sie das virtuelle Spiel in seinen Bann gezogen: "Ich habe mich besser gefühlt, weil ich nicht mehr so oft an meinen verstorbenen Mann denken musste", berichtet Arévalo.
Anfangs habe sie sich im Spiel noch zurückgehalten, "weil ich niemandem wehtun wollte". Heute kennt "Mami Nena" keine Gnade, sobald sie auf ihrem professionellen Gamer-Stuhl sitzt. Inzwischen hat sie sich unter dutzenden Millionen von Free Fire-Spielern bis zum "Heroisch"-Level hochgekämpft - nur noch einen Schritt vom höchsten "Grandmaster"-Level, auf dem weltweit nur 300 Spieler kämpfen.
Auf der Onlineplattform Tiktok, wo sie Spieltipps gibt, hat "Mami Nena" vier Millionen Abonnenten, auf Youtube folgen ihr 650.000 Menschen. Im Dezember wurde Arévalo von der Zeitung "El Mercurio" als eine der hundert wichtigsten älteren Bewohnerinnen und Bewohner Chiles geehrt - wegen ihres Beitrags im Kampf gegen Generationen-Klischees.
Vor einem Jahr hat Free Fire sie zu einer Feier nach Mexiko-Stadt eingeladen - die erste Auslandsreise ihres Lebens. "All die jungen Leute haben mich um Autogramme gebeten - es war toll. Wenn ich einmal sterbe, nehme ich das mit", sagt Arévalo.
A.Al-Mehrazi--DT