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Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will den Abschuss von Wölfen nach Rissen von Weidetieren erleichtern. Sie präsentierte am Donnerstag in Berlin ihre Vorschläge zum künftigen Umgang mit dem Wolf, nachdem Landwirte über zunehmende Schäden geklagt hatten. Demnach soll künftig 21 Tage lang ab dem Riss auf einen Wolf geschossen werden dürfen, der sich in tausend Metern Umkreis von der Rissstelle aufhält.
Damit greift Lemke wissenschaftliche Erkenntnisse auf, wonach Wölfe nach einem Riss in dieser Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit an diese Stelle zurückkehren, ein Abschuss also das Tier treffen dürfte, das für den Riss verantwortlich ist. Mehrere Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein: Es ist weiterhin eine Genehmigung für den Abschuss nötig, außerdem geht es um "zuvor festgelegte Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen" und der Wolf muss "zumutbare Herdenschutzmaßnahmen" überwunden und Weidetiere gerissen haben.
Anders als bisher in der Praxis üblich muss hierfür aber nicht das Ergebnis einer DNA-Analyse abgewartet werden. Ein "anlassloses Abschießen von Wölfen" werde es weiterhin nicht geben, sagte Lemke, das sei weder mit nationalem noch mit europäischem Recht vereinbar. Zudem sei der Wolf ein schützenswertes Säugetier, das "Leid und Schmerzen empfindet", er gehöre in das Ökosystem und ernähre sich zu 95 Prozent ohnehin von Wild und nicht "auf der Weide".
Der Umgang mit dem Wolf ist in der Naturschutz-Richtlinie der EU sowie im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Wölfe können auf dieser Basis bereits heute getötet werden. Das dafür nötige Verfahren sei allerdings zu "kompliziert, bürokratisch und aufwendig" und dauere zu lang, sagte Lemke. Die Regeln hätten sich in der Praxis nicht bewährt. Daher sei nicht nur die Frustration groß, sondern auch die Akzeptanz des Wolfs gefährdet.
Lemke will zudem weitere bürokratische Entlastungen auf den Weg bringen, etwa Musterbescheide, die den Verwaltungsaufwand der Bundesländer bei Abschussgenehmigungen reduzieren. Ihre Vorschläge will sie nun mit den Bundesländern beraten und auf einer Umweltministerkonferenz Ende November beschließen. Ihr Ziel ist es, dass die neuen Regeln bis zur nächsten Weidetiersaison in Kraft sind - sie könnten zum 1. Januar des kommenden Jahres umgesetzt werden.
Ihr gehe es letztlich darum, "eine Balance zwischen dem Schutz der Weidetiere und dem Schutz des Wolfs hinzubekommen", sagte Lemke. Die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland habe zu Konflikten und Herausforderungen geführt. Für Weidetierhalterinnen und -tierhalter sei es ein schwerer Verlust, wenn Tiere verendet auf der Weide liegen, "nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional". Diese Sorgen und Probleme nehme sie ernst.
Landwirte in Deutschland klagen über zunehmende Schäden durch Wolfsrudel. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr mehr als 4000 Weidetiere durch Wolfsangriffe verletzt oder getötet oder wurden anschließend vermisst.
Der Deutsche Bauernverband kritisierte, für ein erfolgreiches Wolfsmanagement reichten vereinfachte Abschüsse nach Rissen an Weidetieren "bei weitem nicht aus". Die Menschen im ländlichen Raum würden mit den Folgen der Ausbreitung der Wölfe "allein" gelassen, erklärte der Verband gemeinsam mit dem Deutschen Jagdverband und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Die Regierung müsse vielmehr "umgehend ein regional differenziertes Bestandsmanagement für den Wolf zulassen".
Die Umweltschutzorganisation BUND hält Lemkes Vorschläge für "akzeptabel", verweist aber darauf, dass Einzelabschüsse zwar "punktuell zur Entlastung führen, das Problem aber nicht grundsätzlich lösen". Nötig sei vielmehr ein besserer Herdenschutz, hier müsse die Regierung tätig werden. Die Deutsche Umwelthilfe sprach von einer "praktikablen, wissenschaftlich fundierten und zügig umsetzbaren Lösung", die Wolf und Weidehaltung nicht gegeneinander ausspiele.
Der CSU-Agrarpolitiker Artur Auernhammer kritisierte, dass der Wolf "nach wie vor nicht schadensunabhängig bejagt" werden dürfe. Die Regierung drücke sich vor einer Bestandsregulierung.
G.Koya--DT