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Der britische Star-Dirigent John Eliot Gardiner hat nach Medienberichten über Handgreiflichkeiten gegenüber einem Sänger sämtliche Auftritte bis Jahresende abgesagt. Er trete "einen Schritt zurück, um die fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, von der ich weiß, dass ich sie seit einiger Zeit brauche", erklärte der 80-Jährige am Donnerstag.
Er entschuldigte sich dafür, andere mit der Entscheidung im Stich zu lassen und Kollegen zu enttäuschen, die sich schlecht behandelt gefühlt hätten. "Ich bin untröstlich, dass ich so viel Leid verursacht habe, und entschlossen, aus meinen Fehlern zu lernen", fügte er hinzu.
Der gefeierte Dirigent und Chorleiter hatte sich vergangene Woche von den BBC Proms zurückgezogen, Großbritanniens wichtigstem klassischen Musikfestival. Zuvor hatten britische Medien berichtet, er habe einen Sänger geohrfeigt, weil er bei einem Festival in Frankreich die Bühne in falscher Richtung verlassen hatte.
Gardiner hatte bereits vergangene Woche sein "tiefes Bedauern" über den Vorfall beim Berlioz-Festival in der Nähe von Grenoble zum Ausdruck gebracht. "Ich weiß, dass körperliche Gewalt niemals akzeptabel ist", fügte er hinzu.
Gardiner, der auch während der Krönung von König Charles III. im Mai dirigierte, sollte am 3. September bei den Proms auftreten, wurde aber nun durch seinen Kollegen Dinis Sousa ersetzt.
In einem Interview mit der "Financial Times" aus dem Jahr 2010 sagte der Chorleiter und Bach-Spezialist: "Ich kann ungeduldig sein, ich werde unwirsch, ich bin nicht immer mitfühlend gewesen." Doch seien Geschichten über einen angeblich diktatorischen Stil, der an Unhöflichkeit grenze, übertrieben. "Jemand muss das Sagen haben", sagte er damals der Zeitung.
Gardiner gründete im Jahr 1964 den Monteverdi-Chor. Von 1991 bis 1994 leitete er das NDR-Symphonieorchester in Hamburg. 2014 übernahm er das Amt des Präsidenten der Stiftung Bach-Archiv Leipzig.
T.Jamil--DT