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In Deutschland hat über eine halbe Million Menschen kein festes Obdach. Wie aus dem am Mittwoch vorgestellten und vom Kabinett beschlossenen zweiten Wohnungslosenbericht der Bundesregierung hervorgeht, gab es Stand Ende Januar beziehungsweise Anfang Februar 2024 rund 531.600 wohnungslose Menschen - diese lebten also in Notunterkünften, kamen bei Bekannten unter oder lebten auf der Straße. Das war ein deutlicher Anstieg gegenüber dem ersten Bericht 2022, was jedoch auch statistische Gründe hat.
Die Regierung unterscheidet drei Gruppen von Wohnungslosen: Menschen, die in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht sind, verdeckt wohnungslose Menschen - die etwa bei Freunden oder Bekannten unterkommen - sowie Menschen auf der Straße und in Behelfsunterkünften.
Dem Regierungsbericht zufolge waren nach den zuletzt erfassten Daten rund 439.500 Menschen im System der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht, weitere rund 60.400 lebten verdeckt wohnungslos. Rund 47.300 Menschen lebten auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. Abzüglich Doppelerfassungen ergibt sich die Zahl von insgesamt rund 531.600 Wohnungslosen.
Das ist ein deutlicher Anstieg verglichen mit dem ersten Bericht, der rund 263.000 Menschen ohne ein festes Obdach erfasste. Nach Angaben des Bundesbauministeriums, das den Bericht am Mittwoch im Kabinett vorlegte, nähern sich die aktuellen Zahlen jedoch eher der Realität an. Beim ersten Bericht habe es sich um eine neue Erhebung gehandelt, deren Untererfassung nach und nach ausgeglichen werde.
Zudem würden im aktuellen Bericht auch rund 136.900 ukrainische Geflüchtete erfasst, die aus Mangel an Alternativen in Flüchtlingsunterkünften geblieben seien. Sie seien vornehmlich 2023 nach Deutschland gekommen und vom ersten Bericht nicht erfasst worden. Nicht zuletzt sei die erste Erhebung noch von der Corona-Pandemie geprägt und einige Einrichtungen damals noch geschlossen gewesen und nicht erfasst worden.
Von den nun erfassten wohnungslosen Menschen waren knapp zwei Drittel männlich und gut ein Drittel weiblich. Viele von ihnen haben demnach Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der auf der Straße lebenden Menschen und verdeckt Wohnungslosen hatten seit Beginn ihrer Wohnungslosigkeit Erfahrung mit Gewalt machen müssen. Rund 60 Prozent der wohnungslosen Menschen in beiden Gruppen erlebten außerdem schon einmal Beschimpfungen, Benachteiligungen oder Ausgrenzung, weil sie wohnungslos sind.
Ziel der Regierung ist es, Wohnungslosigkeit zu bekämpfen und bis 2030 ganz zu beseitigen. Mit dem Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit habe der Bund "den Weg geebnet, abgestimmt mit den Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft, die Herausforderung der Bekämpfung der Obdachlosigkeit langfristig anzugehen", erklärte Bauministerin Klara Geywitz (SPD) zu dem Bericht.
Die Diakonie Deutschland und der Evangelische Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe forderten Bund, Länder und Kommunen auf, ihre Anstrengungen zur Überwindung von Obdach- und Wohnungslosigkeit zu verstärken. "Eine neue Bundesregierung muss den Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit konsequent umsetzen und insbesondere den Zugang zu Wohnraum für wohnungslose Menschen verbessern", hieß es.
J.Alaqanone--DT