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Prognosen von Verkehrsexperten gehen von einer starken Zunahme der Bedeutung des Schienenverkehrs in Deutschland bis 2040 aus. Dem Auto als Individualverkehrsmittel Nummer eins und dem Lkw als wichtigster Gütertransporter kann die Bahn der Verkehrsprognose des Bundesverkehrsministeriums zufolge dennoch nicht ansatzweise das Wasser reichen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht sich dadurch in seinen Ausbauplänen für das Schienen- und Straßenverkehrsnetz bestätigt.
Die jüngste Untersuchung der Entwicklung des Verkehrs geht davon aus, dass der Güterverkehr auf der Schiene im Vergleich zu 2019 um 35 Prozent zulegen wird. Der dominierende Lkw-Verkehr nimmt demnach jedoch prozentual nur unwesentlich langsamer zu (34 Prozent), während Transporte auf Wasserstraßen zurückgehen.
Die Veränderungen führt das Verkehrsministerium vor allem auf die Energiewende zurück: Dadurch gebe es "einen starken Rückgang bei Massen- und Energiegütern wie Kohle, Koks, Mineralölprodukte und Erze". Zugleich gebe es große Anstiege bei Gütern, die überwiegend auf der Straße befördert werden, wie Postsendungen oder Nahrungs- und Genussmittel.
Beim Personenverkehr auf der Schiene geht die Verkehrsprognose sogar von einem Anstieg um 60 Prozent aus. Auch der Flugverkehr dürfte um 30 Prozent steigen, während die motorisiert auf der Straße zurückgelegten Personenkilometer um einen Prozent leicht zurückgehen. Dennoch werden demnach 2040 weiterhin zwei Drittel der Wege mit Auto oder Motorrad zurückgelegt werden.
"Der Ausbau der Bahn muss weiter mit Volldampf vorangetrieben werden", erklärte Verkehrsminister Wissing. Zugleich bleibe der Lkw "dominierendes Verkehrsmittel im Güterbereich" und der "motorisierte Individualverkehr das Rückgrat" der Mobilität in Deutschland. Aus dem erwarteten leichten Rückgang beim Personenstraßenverkehr könne nicht geschlossen werden, dass es keine neuen Straßen brauche.
Die Verkehrsprognose geht wegen des Umstiegs auf klimafreundliche Antriebe bei allen Verkehrsträgern von stark sinkenden CO2-Emissionen aus. Im Vergleich zu 1990 dürften demnach 77 Prozent weniger Treibhausgase im Jahr 2040 ausgestoßen werden. Wissing hob dies als größte Emissionsreduktion jemals hervor.
Allerdings sind die Einsparungen längst nicht ausreichend. Das Klimaschutzgesetz hat eine Reduzierung der Emissionen im Verkehrsbereich bis 2040 um 88 Prozent als Zielmarke formuliert. Werden außerdem auch alle indirekten Emissionen miteingerechnet, die bei der Stromproduktion für E-Autos und zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe anfallen, fällt der prognostizierte Rückgang mit 65 Prozent noch deutlich schwächer aus.
Umwelt- und Klimaschützer sowie Bahn-Lobbyisten warfen Wissing vor, einen falschen Ansatz zu verfolgen. "Das Bundesverkehrsministerium gibt erst eine Prognose in Auftrag und richtet dann seine Politik danach aus", erklärte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. "So wird der Status quo zementiert."
Wissing erwecke den Eindruck, "seine Verkehrsprognose zeige Fakten auf, an der die Politik nicht rütteln könne", kritisierte auch Michael Müller-Görnert vom ökologischen Verkehrsclub (VCD). "Doch der Autoverkehr wird nur dann im prognostizierten Maße steigen, wenn auch der Straßenneubau wie bisher weitergeht."
Die Union forderte hingegen mehr Investitionen in den Straßenbau. "Eine vernünftige Verkehrspolitik muss sich an den Realitäten orientieren", sagte Fraktionsvize Ulrich Lange (CSU) der "Rheinischen Post". "Wenn Lkw und Pkw die dominierenden Verkehrsmittel bleiben, gibt es da überhaupt nichts zu diskutieren."
A.Ragab--DT