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Angesichts des Erstarkens der AfD vor allem in den ostdeutschen Bundesländern denken zahlreiche Menschen über eine Auswanderung oder einen Wechsel des Bundeslandes nach. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) hervor. Besonders häufig sei dies bei Menschen mit Migrationshintergrund der Fall.
Demnach denken rund ein Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund zumindest grundsätzlich darüber nach, Deutschland zu verlassen. Bei denjenigen ohne Migrationshintergrund seien es immerhin knapp zwölf Prozent. Bereits konkrete Pläne für eine Auswanderung haben demnach 9,3 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund. Bei den übrigen Befragten seien dies 1,9 Prozent, grundsätzliche Überlegungen für eine Auswanderung nannten hier 11,7 Prozent.
Deutlich höher sind die Werte, wenn nach Plänen oder Überlegungen für einen Wechsel in ein anderes Bundesland gefragt wird, falls es im aktuellen Wohnsitzland eine Regierungsbeteiligung der in Teilen rechtsextremen AfD geben sollte. Einen solchen Wechsel erwägen laut der Studie je nach Herkunftsregion zwischen 18 und 34 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund, 12,5 Prozent haben dafür bereits konkrete Pläne. Letzteres sei besonders häufig (24,1 Prozent) bei Menschen mit einer Herkunft aus dem arabischen Raum der Fall. Bei den Befragten ohne Migrationshintergrund gebe es bei 14,6 Prozent solche Überlegungen und bei 3,4 Prozent bereits konkrete Pläne.
Knapp 60 Prozent aller Befragten äußerten laut der Studie Ängste wegen der AfD-Pläne für eine massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund sowie anderen unerwünschten Personen, was die Partei "Remigration" nennt. 72,4 Prozent der Befragten stuften die AfD als demokratiefeindlich ein, 80 Prozent als rassistisch. Eine Ausnahme bilden jeweils Menschen mit Herkunft aus den Ländern der früheren UdSSR. Hier sind die Ängste deutlich geringer und die Auswanderungsüberlegungen erheblich seltener als bei anderen Befragten.
Die Leiterin der DeZIM-Abteilung Konsens und Konflikt, Sabrina Zajak, forderte mit Blick auf die Studienergebnisse vor allem die bürgerlichen Parteien auf, sie sollten "sich klar von der AfD abgrenzen". Die Daten belegten, "dass rechtsextreme Vertreibungsnarrative schädliche Auswirkungen für viele Menschen in Deutschland haben und den öffentlichen Frieden beschädigen", erklärte der an der Studie beteiligte Magdeburger Soziologe Matthias Quent.
"Wenn fast jeder Fünfte bei einem Sieg der AfD darüber nachdenkt, sein Bundesland zu verlassen, bedeutet dies gerade für Ostdeutschland einen kaum verkraftbaren Verlust an Wissen, Know-how und Wirtschaftskapazität", warnte der Leipziger Religionssoziologe Gert Pickel. "Zudem dürfte eine Gewinnung von Fachkräften bei einem solchen Image faktisch unmöglich werden", gab er weiter zu bedenken.
G.Gopinath--DT