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Mehrere Wirtschaftsinstitute in Deutschland haben ihre Wachstumsprognosen für das laufende Jahr deutlich nach unten korrigiert. Sowohl das Ifo-Institut in München als auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erwarten nunmehr eine Stagnation, wie beide Forschungseinrichtungen am Donnerstag mitteilten. Zuvor waren sie noch von einem Wirtschaftswachstum ausgegangen.
Das Ifo-Institut hatte in seiner bisherigen Prognose ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent erwartet, die IWH-Forschenden hatten mit 0,3 Prozent gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft steckt fest, und sie dümpelt in einer Flaute, während andere Länder den Aufwind spüren", erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die nun erfolgte Anpassung.
Damit sind die Institute in München und Halle noch etwas optimistischer als ihre Kolleginnen und Kollegen in Kiel. Das dortige Institut für Weltwirtschaft (IfW) hatte am Mittwoch seine Prognose für ein Wachstum von 0,2 Prozent auf ein Minus von 0,1 Prozent nach unten korrigiert. Alle drei Institute schraubten auch die Aussichten für das kommende Jahr spürbar nach unten, das IfW von 1,1 Prozent Wachstum auf 0,5 Prozent, das Ifo von 1,5 Prozent auf 0,9 Prozent und das IWH von 1,5 Prozent auf 1,0 Prozent.
"Wir haben eine strukturelle Krise", führte Wollmershäuser aus. "Es werden zu wenig Investitionen insbesondere in der Industrie getätigt, und die Produktivität tritt seit Jahren auf der Stelle." Hinzu kämen eine "konjunkturelle Krise" mit schlechter Auftragslage und verunsicherten Konsumenten, die trotz Kaufkraftgewinnen lieber sparen.
Passend dazu verschlechterte sich das Geschäftsklima im deutschen Mittelstand im August zum vierten Mal in Folge. Der von der Förderbank KfW zusammen mit dem Ifo berechnete Index sank auf minus 19,0 Punkte. "Der Einbruch fällt allerdings deutlich moderater aus als noch im Juli", erklärten die Experten.
"Das Geschäftsklima ist derzeit viel trüber als in früheren Phasen, in denen das Bruttoinlandsprodukt stagnierte", erklärte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Das zurzeit außergewöhnlich tiefe Stimmungsniveau dürfte vor allem Folge der großen Verunsicherung in den Unternehmen sein, die mit einer Vielzahl transformativer Herausforderungen und hartnäckiger globaler Krisen konfrontiert sind."
Ifo-Experte Wollmershäuser zählte diese auf: die Anstrengungen für die Abkehr von fossilen Brennstoffen und die Digitalisierung, den demografischen Wandel, die Corona-Pandemie, die Energiepreiskrise wegen des Ukraine-Kriegs und "eine veränderte Rolle Chinas in der Weltwirtschaft". All dies setze "etablierte Geschäftsmodelle" unter Anpassungsdruck. Besonders schwierig habe es in diesem Kontext die Industrie, die in Deutschland einen deutlich höheren Anteil an der Wirtschaftsleistung habe als anderswo.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) geht inzwischen von einem Produktionsrückgang von drei Prozent in diesem Jahr aus. Damit würde die Industrieproduktion das dritte Jahr in Folge sinken. "Eine konjunkturelle Erholung lässt weiter auf sich warten", erklärte Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner. Sie forderte die Bundesregierung auf, "die Standortfaktoren für Wachstum schnell und nachhaltig zu stärken".
T.Jamil--DT