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Vor dem Hintergrund der sinkenden Inflation in Deutschland sind die Reallöhne im ersten Halbjahr kräftig gestiegen. Wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf am Dienstag mitteilte, stiegen die realen Tariflöhne nach den bisherigen Abschlüssen um 3,1 Prozent. Das sei der "mit Abstand" höchste jährliche Reallohnzuwachs seit mehr als einem Jahrzehnt.
Nominal stiegen die Löhne laut WSI im ersten Halbjahr 2024 um 5,6 Prozent, die Inflationsrate lag im Schnitt bei 2,4 Prozent. Der Steigerung in diesem Jahr waren jahrelange Reallohnverluste vorausgegangen: "In diesem Jahr schaffen die kräftigen Reallohnzuwächse erstmals einen deutlichen Ausgleich für den massiven Reallohnrückgang der Jahre 2021 und 2022 und das kleine Minus 2023", erklärte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten.
Die Kaufkraftverluste der Vorjahre konnten demnach etwa zur Hälfte kompensiert werden, insgesamt liege das preisbereinigte Niveau der Tariflöhne aber "immer noch deutlich unter dem Spitzenwert des Jahres 2020", erklärten die Forschenden. Sie sehen weiterhin einen "erheblichen Nachholbedarf" bei der Tariflohnentwicklung.
Laut Tarifarchiv wurden im abgelaufenen Halbjahr für etwa 8,1 Millionen Beschäftigte neue Tarifverträge abgeschlossen. Hinzu kommen für weitere fast zwölf Millionen Beschäftigte Tarifsteigerungen, die bereits 2023 oder früher vereinbart worden waren.
Die Neuabschlüsse in diesem Jahr waren mit Tariflohnsteigerungen von durchschnittlich 7,6 Prozent besonders hoch. Das liege vor allem daran, dass diese Abschlüsse in großen Tarifbranchen wie dem Bauhauptgewerbe, dem Einzelhandel und dem Groß- und Außenhandel getätigt wurden, deren vorherige Tariferhöhungen bereits mehrere Jahre zurückgelegen hatten.
Einen wichtigen Beitrag zur Reallohnsteigerung leisteten nach Angaben des WSI auch die gezahlten Inflationsausgleichsprämien. Diese steuer- und abgabenfreien Einmalzahlungen variierten je nach Branche zwischen 100 und 3000 Euro.
A.Al-Mehrazi--DT