SDAX
-10.4800
In Indien zeichnen sich nach der in mehreren Etappen abgehaltenen Parlamentswahl ein Erdrutschsieg und eine dritte Amtszeit für Premierminister Narendra Modi ab. Laut einer nach Schließung der Wahllokale am Samstag im Fernsehsender CNN-News18 veröffentlichten Nachwahlbefragung kommen Modis hindu-nationalistische Bharatiya Janata Party (BJP) und ihre Verbündeten auf mindestens 355 Sitze im Nationalkongress - deutlich mehr als die Mehrheit von 272 Sitzen. Infolge der extremen Hitzewelle starben mindestens 33 Wahlhelfer im Land.
Der 73-jährige Modi ist auch nach einem Jahrzehnt an der Macht in weiten Teilen der Bevölkerung populär, seine Gegner sind durch interne Machtkämpfe und politisch motivierte Strafverfahren geschwächt. Modis politische Gegner und internationale Menschenrechtsgruppen beklagen seit langem einen Demokratieabbau im Land.
Am Sonntag kündigte Modis politischer Rivale, der Regierungschef des Hauptstadt-Bundesstaats Delhi, Arvind Kejriwal, seine Rückkehr ins Gefängnis an. Kejriwal war im März im Zuge von Korruptionsermittlungen inhaftiert worden, im Mai aber bis 1. Juni gegen Zahlung einer Kaution aus der Haft entlassen worden, um am Wahlkampf teilzunehmen. Er war eine wichtige Figur in der gegen Modi aufgestellten Oppositionsallianz.
Kejriwal, der jegliches Fehlverhalten bestreitet, sagte am Sonntag, er werde seine erneute Haft bei den zuständigen Behörden in Delhi freiwillig antreten. Mehrere seiner politischen Mitstreiter hatten die Korruptionsermittlungen gegen Kejriwal als "politische Verschwörung" unter der Verantwortung von Modis BJP bezeichnet.
Am Samstag war in Indien nach sechs Wochen der größte demokratische Urnengang der Welt zu Ende gegangen. Seit dem 19. April waren mehr als 968 Millionen Menschen aufgerufen, ihre Stimme für die Zusammensetzung des Parlaments abzugeben.
Um den enormen logistischen Aufwand für den demokratischen Prozess im bevölkerungsreichsten Land der Welt zu bewältigen, fand die Abstimmung in sieben Phasen statt. Das Ergebnis soll am Dienstag verkündet werden.
Die letzte Phase der Wahl fand in manchen Regionen bei auch für indische Verhältnisse extremer Hitze statt. Am letzten Tag der Wahl starben bei Temperaturen von mehr als 45 Grad Celsius alleine im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh mindestens 33 Wahlhelfer. Wie der oberste Wahlleiter für Uttar Pradesh, Navdeep Rinwa, am Sonntag mitteilte, befanden sich unter den Hitzetoten auch Sicherheitsleute und Mitglieder von Rettungsdiensten. Die Familien der Angehörigen erhielten eine Entschädigung von 1,5 Millionen Rupien (16.500 Euro), sagte Rinwa vor Journalisten.
Laut dem Indischen Wetterdienst lagen die Temperaturen in der Stadt Jhansi im Bundesstaat Uttar Pradesh bei 46,9 Grad. Bereits zuvor waren in Indien angesichts der anhaltenden Hitzewelle hunderte Menschen in Zusammenhang mit den extremen Temperaturen gestorben.
X.Wong--DT