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Knapp einen Monat nach dem historischen Votum bei VW im Bundesstaat Tennessee wagt die größte US-Autogewerkschaft Union Auto Workers (UAW) einen weiteren Vorstoß, die Beschäftigten in der Autoindustrie im gewerkschaftlich bislang kaum organisierten Süden des Landes hinter sich zu vereinen. Von Montag an sollen die rund 5200 Beschäftigten des Mercedes-Werks nahe Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama darüber abstimmen, ob sie der UAW beitreten. Die Abstimmung läuft bis Freitag.
Mitte April war es der UAW erstmals gelungen, in den US-Südstaaten bei einem ausländischen Hersteller einen Fuß in die Tür zu bekommen. Bei VW in Chattanooga in Tennessee sprach sich die große Mehrheit der Beschäftigten dafür aus, sich von der Gewerkschaft vertreten zu lassen. Die Zustimmung unter den 5500 Beschäftigten lag nach Angaben von Volkswagen bei 73 Prozent.
Zuvor war die UAW im gewerkschaftsskeptischen Süden der USA mehrfach damit gescheitert, Beschäftigte in Abstimmungen hinter sich zu scharen. Auch bei VW in Chattanooga war sie bei zwei vorherigen Anläufen nicht erfolgreich.
Im Herbst hatte die Gewerkschaft mit wochenlangen Streiks bei den großen Autobauern General Motors, Ford und Stellantis indes einen großen Erfolg verbucht: Sie handelte Lohnerhöhungen von rund 25 Prozent aus, die zur Folge hatten, dass auch andere Autobauer ohne Tarifverträge die Löhne erhöhten.
Im November setzte sich die UAW zum Ziel, künftig weitere 13 Unternehmen mit fast 150.000 Beschäftigten zu vertreten. Die meisten Standorte befinden sich in südlichen US-Bundesstaaten.
Abgehalten wird die bis Freitag andauernde Urabstimmung bei Mercedes vom National Labor Relations Board (NLRB), das als unabhängige US-Bundesbehörde die Beziehungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern überwacht. Beim NLRB waren zuletzt auch Beschwerden von Mercedes-Beschäftigten aus Alabama eingegangen, die unter anderem unfaire Maßnahmen des Unternehmens wegen ihrer Gewerkschaftsaktivitäten monieren.
Zudem hat die UAW eine Beschwerde nach dem deutschen Lieferkettengesetz wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverstöße eingereicht, die auch das Recht auf gewerkschatliche Organisation umfassen. Eine Sprecherin von Mercedes-Benz US International (MBUSI) erklärte hingegen, das Unternehmen respektiere "die Wahl unserer Teammitglieder, sich gewerkschaftlich zu organisieren, voll und ganz".
H.Sasidharan--DT