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Auf Verbraucherinnen und Verbraucher kommen nach Einschätzung des Handelsverbands Deutschland (HDE) schon bald weitere deutliche Preiserhöhungen zu. "Die zweite Welle an Preissteigerungen kommt, und die wird sicherlich zweistellig", warnte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser. Verbraucherinnen und Verbraucher decken sich bereits vor allem mit Speiseöl und Mehl ein, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.
Sanktjohanser sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs seien die Preise als Folge gestiegener Energiepreise "über die Produktpalette hinweg" um gut fünf Prozent gestiegen. Nun kämen die Folgen des Kriegs noch hinzu. "Wir werden das zeitnah überall in den Supermärkten an den Preisschildern sehen können."
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth erklärte, der Krieg in der Ukraine habe "Folgen in Form von höheren Energie-, Produktions- und Logistikkosten". Betroffen seien sowohl die Handelsunternehmen als auch die Zulieferer und Produzenten. Teilweise müssten nun neue Lieferketten erschlossen werden. "Die Handelsunternehmen müssen steigende Kosten teilweise an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben, um weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können." Zu konkreten Zeiträumen und Zahlen bei den Preisanstiegen wollte er sich hingegen nicht äußern.
Ein Sprecher von Aldi Nord sagte AFP, kein Händler, auch nicht Aldi, könne sich den extremen Preissteigerungen auf Produzenten- und Lieferantenebene entziehen. Das wirke sich auch auf die Verkaufspreise aus.
Die Kette Rewe teilte auf Anfrage mit, sie sei aktuell mit einer "Vielzahl von steigenden Kosten bei Rohstoffen, Energie und Logistik sowie Preiserhöhungen der Lebensmittelindustrie und Lieferanten konfrontiert". Dies führe "zwangsläufig dazu, dass wir bei einzelnen Warengruppen und Artikeln die Verkaufspreise erhöhen müssen." Es sei aber noch keine Aussage möglich, wann und in welcher Höhe eventuelle Preiserhöhungen kämen.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht mögliche Preiserhöhungen im Lebensmitteileinzelhandel als einen "notwendigen und folgerichtigen Schritt" - wichtig sei, dass das Geld auch bei den Betrieben ankomme. "Jetzt kommt es auch darauf an, dass das Geld nicht in der Vermarktungs- und Verarbeitungskette hängen bleibt", erklärte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Die Preisanpassungen im Handel "spiegeln nicht nur die aktuellen Marktverwerfungen und Kostensteigerungen in der Erzeugung, sondern auch die ersten Kosten des Transformationsprozesses der Branche".
Eine weitere Folge des Ukraine-Kriegs das Horten von bestimmten Produkten: Das Statistische Bundesamt stellte für die Woche vom 7. bis zum 13. März eine Zunahme der Nachfrage nach Speiseöl um 123 Prozent verglichen mit September 2021 fest. Die Nachfrage nach Mehl stieg in dem Zeitraum sogar um 206 Prozent.
Die Ukraine und auch Russland sind wichtige Lieferanten von Getreide und vor allem Sonnenblumenöl. Wegen des Kriegs werden neben Preissteigerungen auch Engpässe befürchtet. Viele Einzelhändler rationierten bereits die Abgabe unter anderem von Speiseöl pro Einkauf und Haushalt.
Für März hatte das Statistikamt erst kürzlich eine Inflation von voraussichtlich 7,3 Prozent vermeldet. Einer Umfrage für den TV-Sender "Welt" zufolge fahren deshalb bereits jetzt viele Deutsche ihre privaten Ausgaben zurück.
So wollen 26 Prozent der Befragten erstmal keine neue Kleidung mehr kaufen, 25 Prozent verzichten auf Restaurantbesuche und andere Gastronomieangebote, 24 Prozent auf Urlaub. 44 Prozent konsumieren jedoch vorerst wie bisher weiter. Befragt wurden von Mittwoch bis Freitag gut 5000 Menschen.
H.Sasidharan--DT