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Um der weiterhin hohen Inflation zu begegnen, hält die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer straffen Zinspolitik fest. Der EZB-Rat beschloss bei seiner Sitzung am Donnerstag in Frankfurt eine weitere Anhebung der Leitzinssätze um jeweils 0,5 Prozentpunkte. Zudem kündigte das Gremium bereits eine weitere Erhöhung um 0,5 Punkte im März an. Unternehmensvertreter und Banken begrüßten die Entscheidung.
In der Eurozone liegt der Spitzenrefinanzierungssatz nach der Entscheidung der EZB nun bei 2,5 Prozent und der Einlagensatz bei 3,25 Prozent - so hoch wie zuletzt im November 2008. "Der EZB-Rat wird den eingeschlagenen Kurs fortsetzen, indem er die Zinsen deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo anhebt", erklärten die Zentralbanker.
Bei seinem vorherigen Treffen im Dezember hatte der EZB-Rat die Zinssätze ebenfalls um 0,5 Punkte angehoben und damit nach mehreren Monaten bei den Zinserhöhungen etwas Tempo rausgenommen. Dem Beispiel der US-Notenbank Fed, noch weiter zu drosseln, folgten die Europäer dieses Mal aber nicht. Die Fed hatte am Mittwoch eine Erhöhung um lediglich 0,25 Punkte verkündet.
Die EZB bewegt sich mit ihrer Entscheidung aber auf demselben Niveau wie die Bank of England, die ebenfalls am Donnerstag eine Zinserhöhung um 0,5 Punkte bekanntgab.
Die Inflation solle so "zeitnah" gedrosselt und "mittelfristig" auf die Zielmarke von zwei Prozent gebracht werden, erklärte die EZB. Bei seiner nächsten geldpolitischen Sitzung im März "beabsichtigt" der EZB-Rat daher, die Leitzinssätze erneut um 0,5 Prozent anzuheben. Anschließend soll eine "Bewertung des darauffolgenden geldpolitischen Pfads" vorgenommen werden.
Die Inflation in der Eurozone hatte sich nach einer ersten Schätzung des Statistikamtes Eurostat vom Mittwoch im Januar weiter verlangsamt. Mit 8,5 Prozent lag sie aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Auch die allgemein besser als erwartete wirtschaftliche Lage in Europa bestärkte die EZB in ihrem Kurs, denn die Unternehmen können mit den höheren Zinsen offenbar umgehen.
"Insgesamt hat sich die Wirtschaft als widerstandsfähiger erwiesen als erwartet und dürfte sich in den kommenden Quartalen erholen", sagte Zentralbankchefin Christine Lagarde. Sie verwies auf Optimismus in den Unternehmen, die nachlassenden Versorgungsengpässe und die stabile Gasversorgung.
Der ING-Analyst Carsten Brzeski warnte zudem vor einer anhaltend hohen Inflation wegen der staatlichen Hilfspakete. Diese hätten zwar die Rezessionsängste verringert, es bestehe aber das Risiko, dass die Inflation durch eine gesteigerte Nachfrage angeheizt werde. Weitere Leitzinserhöhungen seien daher der richtige Weg.
Auch der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, begrüßte die Leitzinserhöhung. Die Ankündigung einer weiteren Erhebung im März sei zudem "sehr bemerkenswert", erklärte er. Der Bundesverband deutscher Banken äußerte die Hoffnung, dass "die europäischen Währungshüter auch die längerfristigen Inflationserwartungen besser begrenzen und kontrollieren können".
"Die erneute Zinsentscheidung des EZB-Rats war unausweichlich", erklärte Achim Dercks, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer. "Denn die Situation sieht nur auf den ersten Blick für Unternehmen und Bürger entspannter aus: Tatsächlich steigt die Kerninflation weiter an, die Inflationsrate ist also nur wegen leicht nachlassender Energiepreise zurückgegangen."
Y.Chaudhry--DT