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Im vergangenen Jahr ist tropischer Urwald auf einer Fläche so groß wie die Schweiz oder die Niederlande zerstört worden. Das ist das Ergebnis einer Analyse, die die in Washington ansässige Nichtregierungsorganisation World Resources Institute (WRI) am Dienstag veröffentlichte. Ihre Satellitenüberwachungsplattform Global Forest Watch (GFW) registrierte demnach die Zerstörung von mehr als 4,1 Millionen Hektar tropischen Urwalds. Alle fünf Sekunden sei eine Waldfläche fast so groß wie ein Fußballfeld niedergebrannt oder gerodet worden.
Die Urwald-Zerstörung nahm dem Bericht zufolge um zehn Prozent im Vergleich zu 2021 zu. Am stärksten war die Zerstörung in Brasilien. Auf das südamerikanische Amazonas-Land entfallen laut WRI allein 43 Prozent der weltweiten Zerstörung tropischen Urwalds im vergangenen Jahr.
Dahinter folgen die Demokratische Republik Kongo mit 13 Prozent und Bolivien mit neun Prozent. In Indonesien immerhin verlangsamte sich die Urwald-Zerstörung das fünfte Jahr in Folge. Auf das Konto des südasiatischen Landes gingen 2022 laut WRI jedoch immer noch fünf Prozent der Zerstörung tropischen Urwalds. Auf Peru entfielen laut der Untersuchung 3,9 Prozent der Zerstörung, auf Kolumbien 3,1 Prozent.
Häufig wird der Wald zerstört, um auf den Flächen Landwirtschaft zu betreiben. Im Kongo wird aus dem Urwald-Holz Holzkohle hergestellt, auf das viele Haushalte angesichts der Unterversorgung mit Strom angewiesen sind.
Die WRI-Satellitenüberwachungsplattform hob die Bedeutung des tropischen Urwalds für die Eindämmung der Erderwärmung hervor. "Wir sind dabei, eines unserer wirksamsten Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels, zum Schutz der Artenvielfalt und zum Erhalt der Gesundheit und des Lebensunterhalts von Millionen Menschen zu verlieren", sagte GFW-Leiterin Mikaela Weisse bei einer Pressekonferenz.
Laut WRI wurden durch die Urwald-Zerstörung im vergangenen Jahr 2,7 Milliarden Tonnen klimaschädliches CO2 freigesetzt. Das entspricht den jährlichen Emissionen von Indien, des bevölkerungsreichsten Landes der Erde.
Allein der Amazonas-Regenwald speichert in seinen Bäumen und seinem Boden rund 90 Milliarden Tonnen CO2. Das entspricht dem Doppelten der jährlichen Emissionen weltweit. Wissenschaftler fürchten aber, dass der Amazonas-Regenwald sich durch seine Zerstörung und den Klimawandel in eine Savanne verwandeln könnte. "Das Verschwinden der Wälder zu stoppen und umzukehren ist eine der rentabelsten Möglichkeiten", die Klimakrise abzumildern, mahnte die WRI-Expertin Frances Seymour.
C.Akbar--DT