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Natalie Geisenberger blieb auf ihrer Rekordjagd ganz cool. Die "Rodel-Mama" glitt wie auf Schienen durch den Eiskanal von Yanqing, passierte die Ausfahrt der tückischen Kurve 13 ein viertes Mal ohne Probleme - und wurde im Ziel bereits von der jubelnden deutschen Delegation empfangen. Mit all ihrer Erfahrung raste die Rekordweltmeisterin zu ihrem fünften (!) Gold bei Winterspielen und hat nun eine Olympia-Bestmarke im Visier.
Debütantin Anna Berreiter rundete mit Silber das starke deutsche Ergebnis ab. Schon in Pyeongchang 2018 und Sotschi 2014 hatte das Team D einen Doppelsieg mit Geisenberger an der Spitze bejubeln dürfen, seit 1998 kamen die Olympiasiegerinnen im Einsitzer der Frauen stets aus Deutschland. Nach Johannes Ludwigs Triumph bei den Männern feierten die erfolgsverwöhnten deutschen Rodler bereits das zweite Gold in China.
Dass Julia Taubitz das Podest letztlich deutlich verpasste, kam am Dienstag nicht mehr überraschend: Die Weltmeisterin kämpfte sich nach ihrem Sturz vom Vortag um einige Ränge auf Platz sieben vor, letztlich überzeugte sie aber nur in zwei von vier Läufen. Bronze ging an ROC-Athletin Tatjana Iwanowa.
Mit ihrem fünften Coup, 2014 und 2018 gewann sie auch im Team, schloss Geisenberger nach Goldmedaillen zu Claudia Pechstein auf. Siegt die deutsche Staffel im Teamwettbewerb am Donnerstag, würde die 34-Jährige die Eisschnellläuferin nach Olympiasiegen sogar hinter sich lassen und zur erfolgreichsten deutschen Winter-Olympionikin aufsteigen.
Was Geisenberger aber noch weit mehr bedeutet: Nach der Geburt ihres Sohnes Leo im Mai 2020 hat sie es zurück in die Weltspitze geschafft. Die Bayerin war nach ihrer Entbindung schnell wieder auf Weltklasse-Niveau. In Yanqing blieb sie beinahe frei von Fehlern und feierte auch einen Sieg über die eigene Angst.
Bemerkenswert ehrlich hatte die beste Rodlerin der Geschichte über ihren Respekt vor der Kurve 13 gesprochen, vor diesem tückischen Streckenabschnitt der mit 1475 m längsten Rodel-Bahn der Welt. Hier war am Vortag Taubitz im zweiten Durchgang gestürzt, Geisenberger hatte im Weltcup im November sowie im vorletzten Training das gleiche Schicksal ereilt.
"Ich war nicht nervös wegen des Rennens, sondern wegen der Kurve da unten", hatte Geisenberger zur Rennhalbzeit berichtet. Männer-Olympiasieger Ludwig bezeichnete die Stelle, die aufgrund der runden Kehlung viele Schlitten bei falscher Fahrlinie aushebt, als "Scharfrichter".
Doch Geisenberger, die auch während des Rennens als Glücksbringer eine Kette mit dem Hand- und Fußabdruck ihres Sohnes um den Hals trug, behielt die Nerven - so wie auch Berreiter. Die 22-Jährige, eine leidenschaftliche Langschläferin, blieb in allen vier Läufen hellwach und belohnte sich mit ihrem bislang größten Erfolg.
Taubitz hingegen, die nach erneuten Fehlern im dritten Lauf fluchte ("So eine Scheiße"), muss auf ihren großen Augenblick auf der olympischen Bühne mindestens vier Jahre warten. Die Wachablösung im deutschen Team blieb in China aus. Olympias Königin der Eisrinne bleibt: Natalie Geisenberger.
H.El-Qemzy--DT