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Die norwegische Fußball-Verbandspräsidentin Lise Klaveness fordert "schnelle und konkrete" Verbesserungen der Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland Katar. Dieses Turnier dürfe "nicht noch mehr dunkle Schatten auf den Fußball werfen", sagte die 40-jährige Juristin im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Klaveness hatte mit einer mutigen Rede zum Thema beim jüngsten FIFA-Kongress in Doha weltweit Aufsehen erregt. Es sei jetzt an der Zeit zu handeln, sagte sie dem SID, und forderte konkret: Ein Migrant Workers Center als Anlaufstelle und "sicheren Hafen" für die Gastarbeiter, eine unabhängige Untersuchung der Todesfälle auf den WM-Baustellen und das Aussetzen der Verbote gegen den Lebensstil von LGBTQ-Personen.
"Man kann nicht einfach behaupten, Fußball und Politik würden nicht zusammenhängen - alles ist Politik", betonte Klaveness. Das verlange, "dass wir alle für die Demokratie im Fußball arbeiten müssen, wenn der Fußball überleben soll".
Die frühere Nationalspielerin sieht ihren Sport bedroht von Super-League-Plänen, "Hyperkapitalismus", Machthabern wie Wladimir Putin, dem Machtkampf der Funktionäre in den internationalen Verbänden und dem "Sportswashing", wie es der WM-Gastgeber Katar betreibt. "All das sagt mir, dass wir keine Zeit mehr verlieren dürfen", betonte sie, "es eilt!"
Nach ihrer Rede habe sie sich erleichtert, aber auch "ein bisschen einsam" gefühlt. "Diejenigen, die um mich herum saßen, schienen uninteressiert und schauten weg. Da kam nichts (...), ich habe das vorher noch nie erlebt."
Klaveness erhielt aber auch Preise für ihren Auftritt und positive Rückmeldungen aus anderen Verbänden wie dem Deutschen Fußball-Bund. "Da ist die Einsamkeit verschwunden. Das hat mich darin bestärkt, jetzt zu handeln, denn das ist das Wichtigste." Im Mai will sie erneut nach Katar fahren, um ihre Agenda voranzutreiben.
S.Al-Balushi--DT