Euro STOXX 50
-13.9800
Der mögliche Auftritt der französisch-malischen Sängerin Aya Nakamura bei den Olympischen Spielen in Paris ist nach rassistischen Verbalattacken von Rechtsextremen zum Politikum geworden. "Machen Sie sich nicht draus. Wir unterstützen Sie", schrieb die Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra am Sonntagabend in einem Beitrag im Onlinedienst X. Zuvor hatte eine rechtsextreme Gruppe ein Foto veröffentlicht, auf dem sich mehrere Mitglieder hinter einem Spruchband verstecken.
"Y'a pas moyen (etwa: Is' nich'). Hier ist Paris und nicht der Wochenmarkt von Bamako", war auf dem Transparent in Anspielung auf einen bekannten Hit der Sängerin zu lesen. Die Gruppe "Les Natifs" (die Einheimischen) kritisierte das - bislang nicht bestätigte - Vorhaben, Nakamura könne bei der Eröffnungsfeier Lieder der französischen Sängerin Edith Piaf singen. Eine französische Zeitschrift hatte dies kürzlich berichtet.
Die rechtsextreme Gruppe warnte vor einem angeblichen Versuch, "französische Chansons zu afrikanisieren" und forderte, "dass Frankreich durch einen Künstler vertreten wird, der unser Erbe, unsere Werte und unsere Identität verkörpert".
Nakamura zeigte sich ungerührt. "Ihr seid vielleicht rassistisch, aber nicht taub", schrieb sie auf X. "Was Euch wirklich weh tut, ist die Tatsache, dass ich zum Hauptthema werde", fügte sie hinzu.
Sie erhielt Unterstützung von mehreren Politikern. "Der Rassismus hinter der Ablehnung von Aya Nakamura ist entsetzlich", schrieb die Grünen-Abgeordnete Sandrine Rousseau. Ihr Auftritt bei den Olympischen Spielen würde "ein anderes Bild von Frankreich geben, das eines offenen und toleranten Landes", fügte sie hinzu.
"Frankreich sollte stolz auf diese Künstlerin sein", erklärte die Chefredakteurin der Kulturzeitschrift "Les Inrockuptibles", Carole Boinet. "Jetzt sollte sie erst recht bei den Olympischen Spielen singen", fügte sie hinzu. Ein Fan-Account schrieb auf X: "Edith ...wer?".
"Ich kann verstehen, dass manche Leute sagen: 'Für wen hält sie sich, dass sie unsere Sprache verhunzt?'" sagte die Sängerin kürzlich in einem AFP-Gespräch. "Aber es ist wichtig, die Kultur der anderen zu akzeptieren, und ich habe nun mal zwei Kulturen", sagte sie.
Aya Nakamura gilt als die am meisten gehörte frankophone Sängerin weltweit. Am vergangenen Freitag war sie mit einem renommierten französischen Musikpreis ausgezeichnet worden. Ihr 2018 veröffentlichter Song "Djadja" wurde zum Welthit. Auf Youtube kam er auf mehr als 950 Millionen Klicks. Die 28-Jährige wurde in Bamako geboren und wuchs in einer Pariser Vorstadt auf.
Die Eröffnungsfeier für die Olympischen Sommerspiele in Paris soll am 26. Juli auf und entlang der Seine stattfinden. Die Sportlerinnen und Sportler sollen auf knapp hundert Booten den Pariser Fluss hinunter fahren, unter den Augen von mehr als 320.000 Zuschauern an den Ufern. Es ist das erste Mal, dass eine Eröffnungsfeier außerhalb eines Stadions stattfindet.
G.Koya--DT