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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat kurz vor dem Papstbesuch in der kommenden Woche zu einer Spendenaktion für die zahlreichen vom Verfall bedrohten Dorfkirchen in seinem Land aufgerufen. Finanzielle Hilfen für deren Restaurierung sollten zu 75 Prozent von der Steuer absetzbar sein, kündigte Macron am Freitag in Semur-en-Auxois im Burgund ein. Zudem sollen mehr religiöse Stätten als zuvor als historische Monumente eingestuft und damit besser geschützt werden.
Nach Schätzungen von Experten könnten bis zu 5000 religiöse Gebäude bis 2030 verlassen, verkauft oder zerstört werden. In den meisten Fällen handelt es sich um Kirchen und Kapellen in kleinen Kommunen, die mit dem Erhalt der Bauwerke finanziell überfordert sind. "Die Investitionen sind für viele untragbar", erkannte Macron an.
"Viele Menschen hängen an diesem Kulturerbe, unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht", sagte der Präsident am Rande seines Besuchs der ehemaligen Stiftskirche Notre-Dame in Semur-en-Auxois, die zu den Hauptwerken der Gotik im Burgund zählt.
Die Spendenaktion beschränke sich nicht auf Kirchen, auch andere religiöse Stätten an Orten mit weniger als 10.000 Einwohnern können davon profitieren. Die Spendenaktion solle innerhalb von vier Jahren etwa 20 Millionen Euro einbringen, sagte Macron.
Macron setzt sich auch dafür ein, Kirchen zu anderen Zwecken als für Gottesdienste zu nutzen. Dies ist in Frankreich bislang nicht weit verbreitet. Eine Senatskommission regte kürzlich an, wenig oder gar nicht genutzte Kirchen verstärkt für kulturelle oder soziale Aktivitäten zu öffnen.
Hintergrund ist die besondere Rechtslage in Frankreich, die sich aus dem Gesetz von 1905 zur Trennung von Staat und Kirchen ergibt. Damals wurden alle religiösen Gebäude vom Staat konfisziert, der bis heute für deren Erhalt zuständig ist. Die Kirche hat lediglich das Recht, die Gebäude zu nutzen. Aber wegen der fortschreitenden Säkularisierung bleiben mehr und mehr Kirchengebäude ungenutzt.
Bislang sind in Frankreich nur etwa 250 Kirchen entweiht worden, um sie komplett anders zu nutzen: In einem Kloster in Lille entstand ein Coworking-Zentrum, in Béarn wurde eine Kapelle zu einem Kabarett, und in Epernay wird derzeit ein ehemaliger Konvent zu einem Hotel umgebaut. In Deutschland wurden schon mindestens doppelt so viele Kirchen geschlossen und umgewandelt oder abgerissen.
Die Senatoren schlagen in ihrem Bericht vor, Kirchen etwa als Bibliotheken zu nutzen, als Rückzugsort bei Hitzewellen, als Lernort für Studierende oder zur Verteilung von Lebensmittel an Bedürftige. Die Bischofskonferenz hat ihrerseits kürzlich mit einer Inventur der Kirchen begonnen.
S.Saleem--DT