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Mit einem vagen Friedensangebot an die Royals und weiterer Medienschelte hat der britische Prinz Harry kurz vor der offiziellen Veröffentlichung seiner Autobiografie weiter für Wirbel gesorgt. In mehreren seit Sonntagabend veröffentlichten Fernsehinterviews beteuerte Harry, er habe der Königsfamilie anders als von der britischen Presse dargestellt nicht Rassismus vorgeworfen, sondern lediglich unbewusste Vorurteile gegen Menschen wie seine afroamerikanische Frau Meghan.
Harrys Memoiren "Spare" erscheinen weltweit offiziell am Dienstag. In Deutschland kommt die von Ghostwritern geschriebene Autobiografie unter dem Titel "Reserve" in den Handel. Eigentlich sollte der Inhalt bis dahin geheim bleiben.
In Spanien war das Buch am Donnerstag aber irrtümlich einige Stunden im Handel, seitdem reißen die Enthüllungen nicht ab. Darin geht es unter anderem darum, wie Harry seine Unschuld verlor, in seiner Jugend Drogen konsumierte und während seines Afghanistan-Einsatzes 25 Menschen tötete.
Harry gab mehreren Fernsehsendern Interviews. Der Prinz verteidigte darin sein Buch. Nach 38 Lebensjahren, in denen seine Geschichte "verdreht und verzerrt" worden sei, sei es für ihn an der Zeit gewesen, sie selbst zu erzählen, sagte er dem britischen Sender ITV.
Für Befremden sorgte Harry mit der Äußerung, er habe der Königsfamilie im Zusammenhang mit Kommentaren zur Hautfarbe seines ungeborenen Sohnes niemals Rassismus vorgeworfen. "Die britische Presse hat das gemacht", betonte Harry.
Äußerungen von Harry und seiner Frau Meghan in einem Aufsehen erregenden Interview mit der US-Starmoderatorin Oprah Winfrey im März 2021 waren allerdings als Rassismus-Vorwurf verstanden worden und hatten für große Aufregung gesorgt. Harrys älterer Bruder Prinz William betonte damals vor Journalisten, die Royals seien "keineswegs eine rassistische Familie".
In seinem Interview mit dem US-Sender CBS räumte Prinz Harry ein, vor seiner Beziehung mit Meghan sei er wahrscheinlich selbst "borniert" gewesen. William und dessen Frau Kate warf er vor, Meghan als geschiedener afroamerikanischer Schauspielerin nie eine Chance im britischen Königshaus gegeben zu haben.
Harry betonte zugleich sein Interesse an einer "Aussöhnung" mit seiner Familie. Der Ball liege aber im Feld der Royals. Die königliche Familie sei "mitschuldig" daran, dass negative Berichterstattung über seine Frau bei dieser Suizidgedanken ausgelöst habe. Camilla, der zweiten Frau seines Vaters, warf Harry vor, die britische Presse mit einer geschickten, aber "gefährlichen" Kampagne auf ihre Seite ziehen zu wollen.
Einige britische Medien werteten Harrys Äußerungen zu den Rassismus-Vorwürfen als Friedensangebot an William und seinen Vater Charles III., das allerdings zu schwach ausfalle und zu spät komme. Das Boulevardblatt "The Sun" sprach von der "Kehrtwende" eines "einsamen Mannes" mit Problemen. Der "Daily Telegraph" kommentierte: "Harry ist an nichts schuld und fast alles kann der Presse angelastet werden."
Die britische Öffentlichkeit scheint auch nicht auf Harrys Seite zu stehen. In einer YouGov-Umfrage vom Montag äußerten 64 Prozent der Befragten ein negatives Bild von ihm. Das Interesse für Harrys ITV-Interview fiel nach tagelangen Enthüllungen mit 4,1 Millionen Zuschauern relativ gering aus.
Offiziell schweigt der Buckingham-Palast weiter zu der Flut an Vorwürfen und Enthüllungen. Laut "Sunday Times" ist König Charles III. an einer Aussöhnung interessiert, er will Harry und Meghan demnach zu seiner Krönung am 6. Mail einladen. Entgegen der bisherigen Tradition werde bei der Zeremonie aber nur Thronfolger William zum Zeichen der Ehrerbietung niederknien und nicht Harry. Dieser ließ im ITV-Interview offen, ob er zu der Zeremonie anreist.
Der Verlag Penguin Random House soll für die Veröffentlichung von Harrys Memoiren mehrere Millionen Dollar gezahlt haben. Wie die "Times" unter Berufung auf Verlags-Insider berichtete, hatte Harry die Veröffentlichung vergangenen Sommer zwischenzeitlich absagen wollen.
S.Saleem--DT