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Die Zahl der Organspenden ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres dramatisch eingebrochen. Nachdem die Organspendezahlen im vergangenen Jahr weitgehend stabil geblieben waren, sanken sie im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitrum um 29 Prozent, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Freitag in Frankfurt am Main mitteilte. Laut DSO kam der Einbruch völlig unerwartet. Ein Hauptgrund seien offensichtlich die hohen Coronazahlen zu Jahresbeginn.
Von Januar bis März spendeten demnach 176 Menschen ihre Organe - im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 249 gewesen. Gleichzeitig ging die Zahl der nach dem Tod entnommenen Organe von 778 auf 562 zurück.
Insgesamt konnten in deutschen Transplantationszentren im ersten Quartal 600 Organe übertragen werden, die über Eurotransplant an die Patienten auf den Wartelisten vermittelt wurden. Das waren 194 Transplantationen weniger als im Vorjahr, was einem Rückgang von rund einem Viertel beziehungsweise 24 Prozent entsprach.
Axel Rahmel, Medizinischer DSO-Vorstand, äußert sich zutiefst besorgt über die aktuelle Entwicklung. "Vor dem Hintergrund, dass jedes einzelne Organ zählt und Leben retten kann, stehen wir vor einer dramatischen Entwicklung für die rund 8500 Patienten auf den Wartelisten", erklärte er.
Der Einbruch kam völlig unerwartet, zumal Deutschland bisher im Vergleich zu den meisten anderen Ländern ohne größere Einbußen durch die Pandemie gekommen war. Als möglichen Grund für die drastische Abwärtsentwicklung der Organspendezahlen nannte die DSO die steigenden Covid-19-Fallzahlen zu Beginn des Jahres und den damit einhergehenden erhöhten Personalausfall auf den Intensivstationen. Offenbar wurden dadurch weniger Organspenden realisiert, als unter normalen Umständen möglich gewesen wären.
Auch gab es demnach weniger Zustimmungen zur Organspende. In akuten Entscheidungssituationen auf Intensivstationen sei in elf Prozent mehr Fällen eine Organspende abgelehnt worden. Zudem seien in mehr Fällen Organspenden aufgrund medizinischer Befunde ausgeschlossen worden, etwa wenn bei Patienten als Zufallsbefund eine Coronainfektion festgestellt wurde. Deswegen sei in fast doppelt so vielen Fällen auf eine Organspende verzichtet worden, obwohl laut DSO eine Spende auch nach einem Coronabefund unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist.
Ein weiterer wesentlicher Grund für den Einbruch war den Experten zufolge ein vorzeitiges Herzkreislaufversagen bei potenziellen Spendern, was eine Organspende unmöglich macht. In 44 Prozent mehr Fällen kam es bei Patienten zu einem Zusammenbruch der Herzkreislauffunktion, bevor der Hirntod festgestellt wurde. Dies aber ist Voraussetzung für eine Organspende. Normalerweise werden die Organe eines verstorbenen Spenders bis zur Operation durch intensivmedizinische Maßnahmen funktionsfähig gehalten.
Im gesamten vergangenen Jahr spendeten 933 Menschen nach ihrem Tod mindestens ein Organ. Die Zahl der Spender stieg damit leicht um 2,2 Prozent, gleichzeitig sank jedoch die Zahl der in Deutschland entnommenen Organe um 1,2 Prozent.
U.Siddiqui--DT