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Die Kollision eines Containerschiffs mit einem ankernden Öltanker in der Nordsee hat am Montag ein großes Feuer und Explosionen vor der britischen Küste ausgelöst. 36 Crew-Mitglieder seien "sicher an Land gebracht" worden, teilte Matthew Atkinson von der britischen Küstenwache mit. Die Suche nach einem Vermissten wurde demnach eingestellt. Die Organisation Greenpeace zeigte sich unterdessen "extrem besorgt" wegen möglicher Umweltschäden.
Von den 36 geretteten Besatzungsmitgliedern beider Schiffe, des Containerschiffes "Solong" und des Öltankers "Stena Immaculate", wurde eines ins Krankenhaus gebracht, sagte Atkinson. Zunächst hatte der örtliche Hafenmeister gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von mehr als 30 Verletzten gesprochen.
Ein Besatzungsmitglied der "Solong" werde allerdings noch immer vermisst, sagte Küstenwachen-Vertreter Atkinson weiter. Der Vermisste sei "leider nicht gefunden" und die umfangreiche Suche nach ihm beendet worden. Nach Angaben der Küstenwache brannten die beiden Schiffe auch zwölf Stunden nach dem Zusammenstoß noch.
Der Zusammenstoß zwischen den beiden Schiffen hatte sich am Morgen nahe der Hafenstadt Hull in der ostenglischen Grafschaft East Yorkshire ereignet. Für die großangelegte Rettungsaktion wurden ein Hubschrauber der Küstenwache, ein Flugzeug, Rettungsboote aus vier Städten und weitere Schiffe aus der Umgebung aktiviert.
Laut dem Eigentümer der "Solong", der deutschen Reederei Ernst Russ, handelte es sich bei dem Vermissten um eines der Besatzungsmitglieder des Frachters. wurde ein Besatzungsmitglied vermisst. Die 13 anderen Mitglieder der Crew seien sicher an Land gebracht worden. Demnach wurden beide Schiffe durch die Kollision und das dadurch ausgelöste Feuer stark beschädigt.
Der Betreiber des Öltankers "Stena Immaculate" sprach von "zahlreichen Explosionen", infolge derer die Crew das Schiff verlassen hätte. Wie das US-Schifffahrtsunternehmen Crowley mit Sitz in Florida weiter mitteilte, wurde auch ein mit Kerosin gefüllter Tank durch den Aufprall beschädigt. "Aufgrund der Kollision ist ein Feuer ausgebrochen und es gibt Meldungen, dass Öl austritt."
Der Öltanker ankerte demnach vor der Nordseeküste nahe der Hafenstadt Hull, als er von er von dem Containerschiff gerammt wurde. Unmittelbar nach dem Unglück sei der für solche Fälle vorgesehene Notfallplan ausgelöst worden. In Zusammenarbeit mit örtlichen Stellen werde das Feuer eingedämmt und das Schiff gesichert.
Die britische Seenotrettungsorganisation Royal National Lifeboat Institution (RNLI) bestätigte Berichte über "Brände auf beiden Schiffen". Auf Bildern im britischen Fernsehen waren dichte schwarze Rauchwolken und Flammen am Unglücksort rund 16 Kilometer vor der Küste zu sehen.
Eigentümer von "Stena Immaculate" ist die schwedische Reederei Stena Bulk. Diese teilte mit, dass die gesamte Besatzung am Leben sei. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg befand sich der Tanker auf dem Weg nach Griechenland. Der Tanker war nach Angaben aus Washington vom Military Sealift Command des US-Militärs gechartert worden. Das Kommando betreibt Schiffe mit ziviler Besatzung, die Seetransporte für das US-Verteidigungsministerium vornehmen.
Nach Angaben der britischen Küstenwache ist es "wahrscheinlich", dass das Unglück eine Verschmutzung des Meeres zur Folge haben wird. Laut der auf Seetransporte spezialisierten Website Lloyd's List Intelligence hatte das Frachtschiff eine unbestimmte Menge Alkohol und fünfzehn Behälter mit Natriumzyanid an Bord. Es verlautete zunächst jedoch nichts dazu, ob etwas davon ausgelaufen ist.
Die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich "extrem besorgt" über die Vorgänge. "Da immer mehr Informationen darüber auftauchen, was die Schiffe geladen hatten, sind wir extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren, die diese Chemikalien für das Meeresleben darstellen könnten", erklärte Greenpeace-Wissenschaftler Paul Johnston im britischen Exeter. Offenbar sei das für Fische und andere Meerestiere giftige Kerosin in der Nähe eines Rastplatzes für Schweinswale ins Wasser gelangt.
Großbritanniens Verkehrsministerin Heidi Alexander äußerte sich besorgt. Sie stehe mit den Behörden und der Küstenwache in Kontakt, "um die weitere Entwicklung der Situation zu verfolgen". Ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer nannte die Situation "äußerst besorgniserregend". Das deutsche Havariekommando entsandte laut einem Sprecher ein Mehrzweckschiff und ein Überwachungsflugzeug, um die britische Küstenwache zu unterstützen.
Dem Experten David McFarlane von der Beratungsfirma Maritime Risk and Safety zufolge ist bei der Überwachung des Schiffsverkehrs durch beide Schiffe "eindeutig etwas schiefgelaufen", sagte er der AFP. Wenn dies in angemessener Weise geschehen wäre, "hätte dieser Zusammenstoß vermieden werden können".
Aufschluss über die mögliche Kollisionsursache könnten demnach der aufgezeichnete Funkverkehr sowie die Videodaten beider Schiffe geben. Die Suche nach den entsprechenden Geräten könnten die Ermittler allerdings erst nach Erlöschen des Brandes einleiten.
H.El-Din--DT