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Katholische Geistliche, die Kinder sexuell missbraucht haben, sollen künftig schneller ihres Amtes enthoben werden. Dies ist eine der Empfehlungen der Päpstlichen Kinderschutzkommission, die am Dienstag im Vatikan vorgestellt wurde. Die "Prozedur des Rücktritts" solle beschleunigt werden, "sobald dies gerechtfertigt ist", heißt es in dem Bericht. Dabei bleibt offen, ob dieser Prozess schon bei Verdachtsmomenten oder erst nach einem kirchenrechtlichen oder strafrechtlichen Verfahren eingeleitet werden soll.
Es habe eine neue Ära begonnen, "in der Rechenschaft, Fürsorge und Anteilnahme für die Opfer beginnen, Licht ins Dunkel zu bringen", sagte der Kommissionsleiter US-Kardinal Sean O'Malley bei der Vorstellung des Berichts. Das 50 Seiten lange Papier enthielt keine neuen Zahlen zu Missbrauchsfällen, sondern bewertet lediglich den Umgang der katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch.
Die katholische Kirche wird seit Jahrzehnten von Missbrauchsskandalen erschüttert. Angesichts tausender Fälle von sexuellem Missbrauch durch katholische Geistliche auf der ganzen Welt und wiederholten Vertuschungsvorwürfen hatte Papst Franziskus das Expertengremium aus Geistlichen und Laien im Dezember 2014 eingesetzt.
Oberste Priorität für die Opfer sei es, die Wahrheit zu erfahren - etwa, was aus dem Täter wird und wer welche Verantwortung hat. Die Kirche müsse "Maßnahmen entwickeln, die jedem Menschen das Recht auf Information gewährleisten", heißt es in dem Bericht. Derzeit bestehe das Risiko, dass "undurchsichtige kirchenrechtliche Prozesse eine Quelle für weitere Traumata" seien.
Der Bericht verweist auf die massiven Unterschiede im Umgang mit sexuellem Missbrauch in verschiedenen Teilen der Welt. So sei das Thema in manchen afrikanischen Ländern noch weitgehend tabu. In Mexiko gebe es ebenfalls "kulturelle Hürden", die das Melden von Missbrauchsfällen an die staatliche Justiz verhinderten.
Mit Blick auf Belgien bemängelt der Bericht die mangelnde Aufsicht über belgische Geistliche, die in Afrika, Lateinamerika oder Asien arbeiteten. In Europa seien viele Opfer frustriert, weil die Prozesse so langsam seien. Zudem fehlten häufig verlässliche Statistiken in Ortskirchen. Ein grundsätzliches Problem bestehe darin, dass die Kirche häufig "den Schutz des eigenen Rufs der Unterstützung der Opfer" vorziehe.
"Ich hätte nie gedacht, dass der Missbrauch der am wenigsten schlimme Teil des ganzen Prozesses sein würde", so zitiert der Bericht ein Missbrauchsopfer. "Richtig schrecklich wird es erst, wenn man sich traut, den Missbrauch anzuzeigen", hieß es weiter.
Seit seinem Amtsantritt 2013 hat Papst Franziskus mehrere Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt in der Kirche eingeleitet: Er hat das sogenannte päpstliche Geheimnis aufgehoben, was bedeutet, dass manche Unterlagen einfacher der staatlichen Justiz übergeben werden können. Zudem sind Geistliche verpflichtet, Verdachtsfälle zu melden.
Opferverbände halten dies jedoch für unzureichend. Sie kritisieren, dass der Klerus nicht verpflichtet ist, mögliche Straftaten bei der zivilen Justiz anzuzeigen, es sei denn, das Landesrecht schreibt dies vor. Das Beichtgeheimnis bleibt zudem absolut.
Das Kinderschutz-Gremium ist in den vergangenen Jahren wiederholt in die Kritik geraten. Mehrere hochrangige Mitglieder haben es verlassen, unter ihnen der deutsche Jesuit und Präventionsexperte Hans Zollner.
X.Wong--DT