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Nach dem Amtsantritt von Sri Lankas neuem linksgerichteten Staatschef Anura Kumara Dissanayake sind hunderte teure Regierungsfahrzeuge nach Angaben eines Mitglieds der Präsidentenpartei in der Hauptstadt einfach abgestellt worden. Hochrangige Mitglieder der früheren Regierung hätten die Autos aus staatlichem Besitz zurückgelassen, ohne sie ordnungsgemäß zu übergeben, gab Wasantha Samarasinghe, Mitglied der Partei JVP, am Mittwoch an. Von 253 der 833 Fahrzeuge starken Flotte fehle jede Spur.
Unter den Regierungsfahrzeugen befinden sich etwa SUVs und Nutzfahrzeuge. "Wir haben eine Untersuchung eingeleitet, um herauszufinden, wer diese Fahrzeuge zurückgelassen hat und mit welchem Recht sie benutzt wurden", sagte Samarasinghe in einem öffentlichen Park, wo die Fahrzeuge abgestellt wurden. Ob Schlüssel in den Autos gelassen wurden, ließ er offen.
Bezüglich der vermissten Fahrzeuge wird angenommen, dass sie von ranghohen Politikern und Beamten früherer Regierungen gestohlen wurden. Der neue Präsident Dissanayake hatte vor der Wahl am vergangenen Samstag versprochen, die politische Kultur des Landes zu ändern und Korruption und Amtsmissbrauch zu bekämpfen.
Autos sind in Sri Lanka äußerst teuer. Im März 2020 war die Einfuhr von Fahrzeugen verboten worden, da sich die Knappheit an ausländischen Zahlungsmitteln verschärfte und die Vorräte an Lebensmitteln, Kraftstoff und Medikamenten zur Neige gingen. Ein zehn Jahre alter Toyota-SUV kostet im Land derzeit umgerechnet rund 134.000 Euro, für einen fünf Jahre alten Range Rover sind mehr als 268.000 Euro zu zahlen.
Dissanayake hatte offiziellen Angaben zufolge bei der Wahl 42,3 Prozent der Stimmen erhalten und sich damit klar gegen den zweitplatzierten Sajith Premadasa durchgesetzt, der ebenfalls für die Opposition ins Rennen gegangen war. Der seit zwei Jahren amtierende Übergangspräsident Ranil Wickremesinghe landete abgeschlagen auf dem dritten Platz.
Die Präsidentschaftswahl war die erste in Sri Lanka seit den Massenprotesten auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zwei Jahren. Der damalige Staatschef Gotabaya Rajapaksa flüchtete aus dem Land, nachdem tausende Menschen seinen Amtssitz gestürmt hatten. Unter seinem Nachfolger Wickremesinghe stabilisierte sich die Lage im Land seither. Gemäß dem IWF-Rettungspaket erlassene Steuererhöhungen und andere Maßnahmen belasten jedoch weiterhin die Bevölkerung.
A.El-Nayady--DT