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Der im Juni nach einer Vereinbarung mit der US-Justiz freigelassene Wikileaks-Gründer Julian Assange will sich nach Angaben seiner Organisation erstmals seit seiner Inhaftierung im Jahr 2019 öffentlich zu seinem Fall äußern. Wie Wikileaks am Mittwoch mitteilte, wird der 53-Jährige dafür am 1. Oktober von Australien zum Europarat nach Straßburg reisen. Dort werde er sich vor dem Ausschuss für Recht und Menschenrechte äußern, der sich mit seinem Fall beschäftigt hatte.
"Julian Assange befindet sich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis immer noch im Genesungsprozess", gab die Organisation an. "Aufgrund des außergewöhnlichen Charakters der Einladung" werde der Wikileaks-Gründer persönlich an der Sitzung teilnehmen. Es handele sich um "Assanges erste offizielle Aussage zu seinem Fall seit der Zeit vor seiner Inhaftierung im Jahr 2019", erklärte Wikileaks weiter.
Die Parlamentarische Versammlung des Europarats befasst sich laut Sitzungskalender am 2. Oktober mit Assanges Fall. Wikileaks erklärte, seine Aussage vor dem Ausschuss für Recht und Menschenrechte werde am 1. Oktober stattfinden.
Dem Europarat, der sich als Hüter der Menschenrechte versteht, gehören seit dem Ausschluss Russlands 46 Länder an. Die Organisation ist nicht mit der EU verbunden.
Assange war Ende Juni nach insgesamt zwölf Jahren Botschaftsasyl und Gefängnis in Großbritannien in sein Heimatland Australien zurückgekehrt. Der Australier hatte sich im Rahmen einer Vereinbarung mit der US-Justiz der Verschwörung zur Weitergabe von Informationen zur nationalen Verteidigung schuldig bekannt. Er wurde deswegen formell zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und zwei Monaten verurteilt.
Diese Strafe war durch seine gut fünfjährige Haftzeit im britischen Belmarsh-Gefängnis bereits verbüßt. Vor seiner Haft hatte Assange sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London Asyl gefunden.
Seit seiner Entlassung wurde Assange nur selten gesehen - etwa bei seiner Ankunft in Canberra oder an einem ruhigen Strand in Australien mit seiner Familie. Wikileaks und Assanges Frau Stella informierten von Zeit zu Zeit über sein Wohlbefinden.
Die US-Justiz hatte Assange vorgeworfen, ab 2010 rund 700.000 vertrauliche Dokumente über militärische und diplomatische US-Aktivitäten veröffentlicht zu haben. Die Papiere enthielten brisante Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen durch US-Soldaten.
Für seine Anhänger ist Assange ein Held, der für die freie Meinungsäußerung streitet. Seine Kritiker sehen in ihm einen Verräter, der die Sicherheit der USA sowie geheimdienstlicher Quellen gefährdet hat.
G.Gopinath--DT