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Im Prozess gegen Alec Baldwin wegen des tödlichen Schusses auf eine Kamerafrau hat die Staatsanwaltschaft dem US-Filmstar vorgeworfen, er habe grundlegende Sicherheitsregeln missachtet. Baldwin habe am Set "mit einer echten Waffe gespielt und die grundlegendsten Sicherheitsregeln für den Waffengebrauch gebrochen", sagte Staatsanwältin Erlinda Ocampo Johnson am Mittwoch vor dem Gericht in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexiko.
Der 66-Jährige, dem fahrlässige Tötung vorgeworfen wird, erschien gemeinsam mit seiner Frau Hilaria und seinem Bruder Stephen zu den Eröffnungsplädoyers. Ihm drohen bis zu 18 Monate Haft, nachdem die Kamerafrau Halyna Hutchins im Oktober 2021 beim Dreh des Westerns "Rust" durch eine Kugel aus einem von Baldwin gehaltenen Revolver tödlich getroffen worden war. Regisseur Joel Souza wurde durch dieselbe Kugel verletzt.
Der Vorfall ereignete sich bei einer Probe für eine Szene, in der Baldwin in seiner Rolle als alternder Gesetzesloser von zwei Polizisten in die Ecke getrieben wurde und seine Waffe zückte. Baldwin habe für die Szene die größte verfügbare Waffe verlangt, das Waffentraining nicht ernsthaft absolviert, die Waffe regelmäßig entsichert und auf Menschen gehalten, sagte Johnson in ihrem Plädoyer.
Der unter anderem für seine Imitation von Ex-US-Präsident Donald Trump bekannte Schauspieler sei ein einflussreicher Hollywood-Star, der sich "verantwortungslos" verhalten habe, fügte die Anklägerin hinzu. "Die Sicherheitsregeln bei einem Filmdreh verlangen von Schauspielern wie dem Angeklagten, mit jeder Waffe so umzugehen, als ob sie geladen wäre und die Waffe nie auf andere Menschen zu richten", führte sie weiter aus.
Baldwins Anwalt Alex Spiro sagte, die üblichen Sicherheitsbestimmungen für den Umgang mit Waffen seien bei Filmdrehs hinfällig. "Sie haben alle schon Schießereien in Filmen gesehen", argumentierte er gegenüber den Geschworenen und nahm Bezug auf Kino-Klassiker wie "Apocalypse Now" und "Sundance Kid". Diese Filme hätten gedreht werden können, weil für Sicherheit gesorgt werde, bevor der Schauspieler die Waffe in die Hand bekomme, fügte Spiro hinzu.
Spiro betonte, Baldwin sei gesagt worden, dass die Waffe nicht geladen sei. Zudem habe Baldwin die Anweisung erhalten, den Revolver auf Hutchins Kamera zu richten, als diese losging. Er kritisierte zudem, die Polizei habe die tödliche Kugel nie gefunden.
Wie es überhaupt dazu gekommen war, dass der Colt mit scharfer Munition geladen war, konnte in den Ermittlungen nicht aufgeklärt werden. Scharfe Munition an Filmsets ist in den USA verboten.
Baldwin hatte stets seine Unschuld beteuert. Der Schauspieler beharrte zudem darauf, er habe den Abzug nicht betätigt. Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI ergaben der Anklagebehörde zufolge, dass die Waffe ohne Druck auf den Auslöser nicht hätte betätigt werden können. Die Verteidigung führte ins Feld, dass die Waffe durch die Untersuchungen des FBI beschädigt worden sei und es so nicht möglich sei, Fehlschlüsse der Untersuchung nachzuweisen.
In dem Fall war die Waffenmeisterin bei dem Western-Dreh, Hannah Gutierrez-Reed, im April wegen fahrlässiger Tötung zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. Der erste assistierende Direktor am Filmset, David Halls, hatte sich der Fahrlässigkeit schuldig bekannt, wodurch er eine Gefängnisstrafe vermeiden konnte.
In den kommenden Tagen werden Zeugenaussagen von Halls und Seth Kenney, ein ebenfalls mit Waffenfragen betrauter Mitarbeiter am "Rust"-Set, erwartet. Auch der durch den Schuss verletzte Souza soll als Zeuge gehört werden. Ob Baldwin vor Gericht sprechen wird, ist noch nicht klar. Der Prozess soll voraussichtlich am Freitag kommender Woche abgeschlossen werden. Die Beratungen der Geschworenen könnten sich dann bis in die darauffolgende Woche ziehen.
C.Akbar--DT