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Angesichts der aufgeheizten Lage wegen des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas geraten viele Elite-Universitäten in den USA zunehmend unter Druck. Um die Situation zu entschärfen, stellte die renommierte New Yorker Columbia University am Montag die Lehre auf den Onlinebetrieb um, wie Universitätspräsidentin Nemat Shafik mitteilte. In Yale gab es im Zuge anti-israelischer Demonstrationen mehr als 40 Festnahmen. US-Präsident Joe Biden verurteilte derweil erneut "die antisemitischen Proteste".
In den vergangenen Tagen habe es an der Columbia University zu viele Beispiele für "einschüchterndes und belästigendes Verhalten auf unserem Campus gegeben", schrieb Universitätspräsidentin Shafik in einem offenen Brief. Alle Kurse würden daher nun "virtuell stattfinden".
"Antisemitische Äußerungen, wie auch andere Äußerungen, mit denen Menschen verletzt und verängstigt werden sollen, sind inakzeptabel und es werden entsprechende Maßnahmen ergriffen", fuhr sie fort. Die Umstellung auf den Online-Lehrbetrieb diene der Deeskalation und "um uns allen die Möglichkeit zu geben, über die nächsten Schritte nachzudenken".
In der vergangenen Woche hatten massive pro-palästinensische Proteste begonnen, bei denen die Universität aufgefordert wurde, sich von Unternehmen zu trennen, die Verbindungen nach Israel haben. Mehr als hundert Protestteilnehmer wurden festgenommen, nachdem die Universität am Donnerstag die Polizei auf den Campus gerufen hatte. Daraufhin schienen sich die Spannungen weiter zu verschärfen - am Wochenende war die Beteiligung noch größer.
Vor dem Beginn des jüdischen Pessach-Festes am Montagabend empfahl der Rabbiner einer jüdischen Studentenorganisation an der Columbia University jüdischen Studierenden, angesichts der Lage auf dem Campus lieber zu Hause zu bleiben. Die jüngsten Ereignisse hätten "deutlich gemacht", dass die öffentliche Sicherheitsdienste der Universität sowie die New Yorker Polizei "die Sicherheit jüdischer Studenten nicht garantieren können", erklärte Rabbi Elie Buechler laut dem Sender CNN in einem Schreiben an etwa 300 Studenten.
Unterdessen weiteten sich die Proteste auch auf andere Universitäten aus. Am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), an der University of Michigan und an der Elite-Universität Yale kam es zu Demonstrationen. Dabei wurden in Yale am Montag mindestens 47 Teilnehmer festgenommen, nachdem sie Aufforderungen, sich zu entfernen, nicht nachgekommen waren. "Die Universität hat die Entscheidung getroffen, die Personen, die den Platz nicht verlassen wollten, mit Rücksicht auf die Sicherheit der gesamten Yale-Gemeinschaft festzunehmen", erklärte die Universität.
In Harvard untersagten Universitätsvertreter am Montag dem pro-palästinensischen Solidaritätskomitee die weitere Tätigkeit, wie die Studentengruppe im Onlinedienst Instagram mitteilte. Sie seien angewiesen worden, "alle organisatorischen Aktivitäten" für den Rest des Semesters einzustellen, andernfalls riskierten sie einen dauerhaften Ausschluss, berichtete die Studentenzeitung "Harvard Crimson".
US-Präsident Biden verurteilte am Montag erneut "die antisemitischen Proteste". "Ich verurteile auch diejenigen, die nicht verstehen, was mit den Palästinensern los ist", sagte er vor Journalisten, ohne dies weiter auszuführen. Bereits am Vortag hatte Biden nach antisemitischen Vorfällen im Zuge der Proteste den "unverhohlenen Antisemitismus" an US-Hochschulen als "verwerflich und gefährlich" kritisiert. Dieser habe "absolut keinen Platz auf dem Universitätsgelände oder irgendwo in unserem Land", sagte er.
Seit dem beispiellosen Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen zeigt sich an US-Eliteuniversitäten eine tiefe Spaltung. Studenten, Professoren und die Verwaltung liefern sich untereinander erbitterte Auseinandersetzungen, die sich auch auf Onlinenetzwerke ausgeweitet haben. Dabei geht es um Vorwürfe des Antisemitismus, der Islamophobie und der Bedrohung der Meinungsfreiheit.
Die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte am 7. Oktober einen beispiellosen Großangriff auf Israel verübt und dabei nach israelischen Angaben 1170 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher 34.183 Menschen getötet. Das harte Vorgehen Israels und die humanitäre Notlage in dem Palästinensergebiet stoßen international vermehrt auf Kritik.
R.El-Zarouni--DT